Martin Gujan
Zum ersten Mal stand ich am Start einer Marathon Weltmeisterschaft. Nach den guten Platzierungen in den letzten paar Wochen erhoffte ich mir ein gutes Resultat, konnte aber trotzdem nicht richtig einschätzen, was drin liegen würde.

Am Donnerstag reiste ich ins französische Ornans. Dort besichtigte ich zuerst die ersten 40 Kilometer der Strecke. Wegen des Dauerregens wurde sie sehr nass und rutschig. Die Aufstiege waren meist nicht so einfach, da es immer wieder lose Steine hatte. Mir gefiel die Strecke jedoch sehr gut und dies motivierte mich für den Sonntag.

Nach zwei schönen Tagen war wieder Regen für den Sonntag gemeldet. Die 85 Kilometer mit einigen Höhenmetern und all dem Dreck wurde so zu einer grossen Herausforderung. Ich startete in der Mitte des Elitefeldes, konnte mich aber auf dem ersten Kilometer in die Top 10 vorarbeiten. Dort war es angenehmer zu fahren, aber trotzdem spritzte das Wasser nur so an mir hoch, ich war schon komplett durchnässt. Nach 7 Km ging es in die erste Steigung. Anfangs konnte ich noch mithalten, doch dann konnte ich dem Tempo nicht mehr folgen. Ich liess abreissen und fuhr mein eigenes Tempo. Leider konnte ich so nicht wie erhofft, ganz vorne in die erste Abfahrt um nicht allzu viel Zeit zu verlieren. 

Im nächsten Anstieg lief es zwar gut, aber so wirklich schnell konnte ich auch nicht fahren. Zudem hatte mich die Moral ein wenig verlassen, weil ich nicht in gewünschter Position war. So fuhr ich meinen Tritt und sah vor mir immer eine grössere Gruppe. Auf einmal kam ich dieser Gruppe näher und schloss auf. Ich fuhr weiterhin mein Rennen und dann hörte ich, dass jemand sagte, dass ich auf dem achten Platz war. Ich war doch etwas überrascht. Weiter vorne sah ich weitere Gegner und in meinem Kopf rechnete es, wenn ich diese Fahrer noch einhole, bin ich ja schon 
auf dem fünften Platz. Auch diese Fahrer konnte ich überholen. Und was war denn das? Zwei weitere Fahrer in Reichweite und sie sahen nicht so aus, als ob sie schneller fahren würden. Das wäre nun schon der 3. Platz. Hmmm, langsam konnte ich doch an eine Medaille denken, aber es waren immer noch mehr als 25 Kilometer bis ins Ziel.
Als ich am dritten Fahrer dran war, merkte ich, dass ich im Hinterreifen Luft verloren hatte, aber es ging noch gut zu fahren. Ich dachte, dass ich an einem geeigneten Ort etwas nachpumpen kann und dann weiterfahren. In einer technischen Passage konnte ich dann den Tschechen, der auf Platz 3 lag auch leicht distanzieren. Als ich nachpumpte holte er mich wieder ein. Nachdem ich ein kleines Loch wieder zugefahren hatte, konnte ich ihn gleich wieder distanzieren, merkte aber, dass ich schon wieder nachpumpen musste. Dieses Mal konnte ich gleichzeitig mit ihm weiterfahren und kam so an die Tech-Zone. Dort wechselte ich mein Hinterrad. 30 Sekunden hatte ich verloren, also immer noch alles möglich. Dann schloss Milatz von hinten auf und später auch Sauser. Ich hatte keine Chance dessen Hinterrad zu halten. Da verliess mich die Moral schon ein bisschen und auch mein Körper war langsam leer. So zogen sich die letzten Kilometer extrem lange dahin und schlussendlich kam ich als 6. ins Ziel.

Ein bisschen war ich schon enttäuscht, dass ich auf diese Weise eine Medaille "verloren" habe, aber es wäre sowieso noch ein langer Weg bis ins Ziel gewesen und ob ich es wirklich durchziehen hätte können, ist auch ungewiss. Meine erste Marathon Weltmeisterschaft auf dem 6. Rang abzuschliessen, ist aber Grund genug zufrieden zu sein.

Bilder

Resultate
 
1 Periklis Ilias (Gre) 4:18:17  
2 Moritz Milatz (Ger) 0:02:28  
3 Kristian Hynek (Cze) 0:02:37  
4 Christoph Sauser (Swi) 0:02:58  
5 Jiri Novak (Cze) 0:04:59  
6 Martin Gujan (Swi) 0:05:25  
7 Thomas Dietsch (Fra) 0:06:13  
8 Alexey Medvedev (Rus) 0:06:53  
9 Tim Bohme (Ger) 0:07:05  
10 Alexandre Moos (Swi) 0:09:01  
11 Lukas Buchli (Swi) 0:10:11  
12 Robert Mennen (Ger) 0:11:45  
13 Nicola Rohrbach (Swi) 0:12:23  
14 Markus Bauer (Ger) 0:12:32  
15 Calle Friberg (Swe) 0:12:51
 
 
 




Veröffentlicht am:
11:00:00 08.10.2012 von Martin Gujan